Joseph Wechsberg (Autor, Journalist)

„Die meisten Dokumente auf Wiesenthals Schreibtisch sowie der Inhalt seiner Karteien und Akten betreffen Tragödien, die die meisten Menschen gerne vergessen würden. Seine unablässige Beschäftigung mit dem Terror hat sein Herz weder verzweifeln noch verhärten lassen. Seine Stärke, aber vielleicht auch seine Schwäche, liegt darin, dass er nie ‚Fälle’ bearbeitet, sondern sich mit den Schicksalen von Menschen befasst. Er ist kein Bürokrat geworden. (…) Eines der schwierigsten Probleme für ihn ist dies: Viele seiner Erlebnisse und viele Einzelheiten, die er ermittelt hat, sind so fürchterlich, dass es den Menschen schwerfällt, ihm zu glauben. Immer wieder muß er sich geduldig bemühen, Beamten, Staatsanwälten und Richtern das Unglaubliche durch Tatsachen- und Zahlenmaterial glaubwürdig zu machen.“
(im Vorwort zu „Doch die Mörder leben“ von Simon Wiesenthal, 1967, S. 11)

Leopold Gratz (SPÖ-Politiker, Wiener Bürgermeister 1973-84)

„(…) zum sogenannten Dokumentationszentrum – weil es manchmal einen Nimbus hat, den es nicht verdient – möchte ich in allem Ernst sagen, dass der parlamentarische Spionage-Untersuchungsausschuss aufgezeigt hat, dass hier eine private, ich möchte sagen, Spitzel- und Staatspolizei aufgebaut wurde, die sich nicht scheute, sich gesetzwidriger Methoden zu bedienen. (…) Es wird – und damit möchte ich diesen Punkt abschließen – in allem Ernst Zeit, dass sich die demokratisch legitimierten Organe der Republik Österreich fragen, ob dieser Staat die private Femeorganisation des Herrn Ing. Wiesenthal noch braucht.“
(Rede des damaligen SPÖ-Zentralsekretärs und Unterrichtsministers am Parteitag der SPÖ, 11. Juni 1970)

Bruno Kreisky (SPÖ-Politiker, österr. Bundeskanzler 1970-83)

„Herrn Wiesenthal, den ich eigentlich nur kenne aus Geheimberichten, und die san schlecht, die sind sehr übel. (…) Und der Herr Wiesenthal hat zur Gestapo, behaupte ich, eine andere Beziehung gehabt als ich, ja, nachweisbar. (…) Meine Beziehung zur Gestapo ist eindeutig, ich war ihr Gefangener, ihr Häftling und war beim Verhör. Seine Beziehung ist eine andere,(…) Das ist doch genug arg, was ich hier sage, da wird er sich nicht mit einer Presseehrenbeleidigung abputzen können, wie er wollte. (…) Wie ein Mann wie er kein Recht hat, nach all dem eine moralische Autorität zu spielen, behaupte ich, hat kein Recht dazu. (…) Ich behaupte, dass Herr Wiesenthal in dieser Zeit einen Teil in der nazistischen Einflusssphäre gelebt hat, ohne dass er verfolgt wurde. Ja? Und er offen gelebt, ohne dass er verfolgt wurde, ja? Ist das klar? Und Sie wissen vielleicht, wer die Dinge kennt, das konnte niemand riskieren, kein U-Boot bitte, ja, existiert hat, ohne dass er, ja (…) zeitweilige Verfolgungen riskieren musste. (…) Es hat so viele Agentenmöglichkeiten gegeben, man musste kein Gestapoagent damals sein, es gab da noch viele andere Dienste.
(vor Vertretern der Auslandpresse, November 1970)

Reaktionen auf die Dokumentarsendung „Beschrieben und vergessen – Simon Wiesenthal oder Ich jagte Eichmann“ im ZDF, 2. März 1978:

„Es ist unbegreiflich sich als meistgehasster Mensch auf der Welt im Fernsehen zu zeigen.  Wieviele Sie verflucht haben ist gar nicht auszudenken, denn so ein Menschenjäger und Schweinehund wie Sie, gehört schon lange weggepustet, aber das dürfte Ihnen klar sein, Sie fressen nicht mehr lange deutsches Gnadenbrot, selbst in Israel werden sie verfolgt werden.
So ein Auswurf wie Sie brüstet sich noch „Ich jagte Eichmann“ einen Menschen dem nicht ein einziger Mord nachgewiesen werden konnte hat das Israelische Pack zu Tode gequält. Ihre Tage sind gezählt, denn es heist [sic] heute schon: „wir jagen Wiesenthal“ und bringen Sie zur Strecke. Da hilft auch Ihre Pistole nichts denn RAF ist schneller u. geschulter als so ein dämliches ausgefressenes Judenschwein.
Zur Kenntnisnahme Todgeweihter!“
(anonymer Drohbrief, 3. März 1978)

„Am 2.3.1978 sah ich im Zweiten Deutschen Fernsehen einen Bericht über Sie sowie über Ihre Arbeit. Mir fehlen die Worte um auszudrücken, wie erschüttert ich war. Nicht allein nur über die bestialischen Morde und Quälereien sondern darüber, dass es noch Menschen gibt, die so etwas getan haben und immer noch frei herumlaufen können. Ich  schäme mich darüber, dass wir Deutschen es nicht fertiggebracht haben, mit unserer Vergangenheit gründlich abzurechnen. Statt dessen wurde sie nur verdrängt und ein Haß, Speer und Rudel werden heute in der Bundesrepublik wieder von vielen als Helden verehrt. Von schlimmeren Führern der Nazizeit ganz zu schweigen. Ich schäme mich, Deutsche zu sein, denn ich bin erst 26 Jahre alt und sehe mit Empörung die Gleichgültigkeit über unsere Vergangenheit bei meinen Mitmenschen.
(…) In Dankbarkeit Ihnen und in Ehrfurcht vor den 6 Millionen Opfern gegenüber.“
(aus einem Brief, 3. März 1978)

„Er will das Grauen aufdecken, die Tatzeugen ermitteln, nicht um den Hass zu verewigen, sondern um gerade dadurch das deutsche Volk als Ganzes von der ungerechten Kollektivschuld zu befreien, zum anderen aber auch um vor Mördern von morgen wieder und wieder zu warnen. Wer über dem, was Wiesenthal im beinahe anheimelnd wienerischen Ton mit dem melancholischen ostjüdischen Akzent seiner Geburtsheimat berichtet, nicht den Verstand zu verlieren droht, hat – mit Lessing gesprochen – keinen zu verlieren. Es sei denn jenen opportunistischen „Verstand“ der jeweiligen politischen Stimmungskonjunktur, den Wiesenthal an Österreichs Kanzler Kreisky, der ihn einstmals als „Mafia“ beschimpfte, ohne Gegenpolemik konstatierte. An ihm und an seinem Land, das angesichts der noch immer eingehenden Beweisdokumente keine NS-Prozesse mehr wagt, aber sich zugleich scheut, eine Generalamnestie zu verkünden. Wer immer jungen Menschen die NS-Wirklichkeit vor Augen führen will – an diesem Film darf er nicht vorübergehen.“
(Stuttgarter Zeitung, 8. März 1978)

Henry Kissinger (Politiker, U.S.-Außenminister 1973-77)

„Sie sind die lebendige Verkörperung des unbändigen Lebenswillens der Menschheit und eine Erinnerung an uns all, dass der Kampf zwischen Freiheit und Totalitarismus noch nicht vorbei ist.“
(anlässlich der Verleihung des „14th Annual Susie Humanitarian Award“ der Eddie-Cantor-Stiftung an Simon Wiesenthal in Los Angeles, 19. Januar 1980)

Albert Speer (Architekt, NS-Rüstungsminister)

„Betroffen von unbeschreiblichem Leid, entsetzt über die Qualen von Millionen Menschen, bekannte ich mich vor dem Nürnberger Tribunal zur Verantwortung für diese Verbrechen. Im Schuldspruch hat das Gericht nur meine juristische Schuld geahndet. Über sie hinaus verbleibt die moralische Verstrickung, ich kann es mir selbst nicht verzeihen, auch nicht nach zwanzig Jahren Spandauer Haft, dass ich leichtsinnig und grundsatzlos mit allen Kräften eine Regierung unterstützte, die die Ermordung der Juden und anderer Volksteile planmäßig durchführte. Meine moralische Schuld verjährt nicht, sie ist nicht tilgbar, auch nicht bis an mein Lebensende. Sollten Sie, Simon Wiesenthal, verzeihen, wo ich selbst mir nicht verzeihen kann? (…). Nun, am 20. Mai 1975 saßen wir uns in Ihrer Wiener Dokumentationszentrale über drei Stunden gegenüber. Dieser Unterredung ging ein halbjähriger Briefwechsel voraus. Nachsicht, Menschlichkeit und Güte bewiesen Sie. (…), als wir uns an diesem zwanzigsten Mai gegenübersaßen. Sie berührten nicht meine Wunden, Sie versuchten behutsam zu helfen. Sie blieben ohne Vorwurf, Sie ließen mich Ihren Zorn nicht entgelten. Ich sah in diese Augen, die Ermordungen widerspiegelten, die das Elend, die Entwürdigung, den Fatalismus und die Todesangst Ihrer Mitmenschen gesehen haben. Trotzdem sind diese Augen nicht von Haß erfüllt, sie sind warm und leidensfähig geblieben und voller Mitleid mit dem Elend anderer. Zum Abschied schrieben Sie mir in Ihr Buch [„Die Sonnenblume“], dass ich die Zeit ohne Gnade nicht verdrängt, sondern in den richtigen Dimensionen verantwortungsbewusst erkannt hätte.
Mein Trauma führte mich zu Ihnen. Sie haben mir sehr geholfen. (…) Jeder Mensch hat seine Bürde zu tragen. Keiner kann sie dem anderen abnehmen, aber für mich ist seit diesem Tag vieles leichter geworden. Es ist Gottes Gnade, die durch Sie zu mir gesprochen hat.“
(in Simon Wiesenthal: Die Sonnenblume, 1981, 149f.)

Arthur Cohn (Filmproduzent)

„Mein lieber Simon,
Heute erhältst Du hier in Jerusalem den „David-Preis“. Eine Auszeichnung, die für Dich von symbolischer Bedeutung ist. Denn schauen wir uns den David-Preis einmal genau an:
Da finden wir die Worte „Für Wahrheit und Gerechtigkeit“. Was würde Dein Lebenswerk besser beschreiben als diese zwei Worte?(…)
Doch schauen wir den David-Preis weiter an:
Da glänzt golden der Stern Davids. In Deiner Jugend, die von schweren Pogromen gekennzeichnet war, und späterem Leben unter der Tyrannei der Nazis: Der David-Stern war stets mit Dir. Er ist Dir nie zur Last geworden, sondern zum Ehrenzeichen. Du hast ihn, den gelben Stern, mit Stolz getragen. Er begleitete Dich Dein ganzes Leben lang – als Stern der Liebe zum Judentum, als Stern der Hoffnung, als Stern der Nächstenliebe und als Stern der Toleranz.(…)
Du hast Enkel, die in Israel leben. Du spielst mit ihnen. Schaust sie an und Du frägst Dich, wie viele solcher Kinder wohl gestorben sind, und dann stellst Du die Frage, was Du tun kannst, um Deinen Enkelkindern ein ähnliches Schicksal zu ersparen. Es darf niemals vergessen werden, was geschehen ist! Aber Hass? Wärst Du ein Hasser, dann wärst Du längst seelisch zugrunde gegangen. Oder Du hättest Deine Glaubwürdigkeit verloren.  Heute bist Du soweit, dass Du sogar einem Freispruch in einem Nazi-Prozess etwas abgewinnen kannst, weil ein Freispruch Protest herausfordert und Protest den Panzer der Gleichgültigkeit zerschlägt.“
(bei der Überreichung des David-Preises des Schweizer Judentums durch Gideon Hausner in Jerusalem, 30. November 1981)

Franz Vranitzky (SPÖ-Politiker, österr. Bundeskanzler 1986-1997)

„(…) Ich glaube, es ist kein Zufall, wenn Simon Wiesenthal in Österreich geehrt wird und dies häufig – so wie heute – an Stätten der Kunst geschieht. Denn auch die Kunst ist im Stande, Identität zu stiften, einem Kultur- und Gesellschaftskreis in seinem Zusammenhalt Sinn- und Daseinsberechtigung über das bloß Formelhafte hinaus zu verleihen.
Auch Kunst ist schließlich nichts anderes, als die Suche nach Wahrheit, der Versuch, das Menschliche und seine jeweilige Geschichte aufzuspüren. Vielleicht trifft sich die Tätigkeit eines Künstlers hier mit der Simon Wiesenthals und vielleicht verdrängen wir manchmal die offene Auseinandersetzung mit Kunst aus den selben Gründen, aus denen wir manchmal die Wahrheit Simon Wiesenthals verdrängen wollen. Die Flucht in Kitsch, Oberflächlichkeit und vorgetäuschte Seligkeit enthebt uns der Aufgabe, auch unsere dunklen Seiten zu reflektieren.  Deshalb ist das Einfordern einer ehrlichen und offenen Auseinandersetzung nichts anderes als die Forderung nach Selbstfindung.
Gute Künstler gehen diesen Weg. Auch Simon Wiesenthal geht diesen Weg.
Er mahnt Erinnerung, Sensibilität und Toleranz ein, wo das Vergessen allzu leicht wäre, Vorurteile regieren und Haß und Mißgunst zu siegen scheinen.“
(anlässlich der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Simon Wiesenthal in der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien, 27. April 1989)

Richard von Weizsäcker (CDU-Politiker, dt. Bundespräsident 1984-1994)

„In Simon Wiesenthal ehrt die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen eine Persönlichkeit, die uns Deutschen half, die Vergangenheit aufzuklären, anzunehmen und damit eine Voraussetzung zur Handlungsfähigkeit und Verständigung in unserer eigenen Zeit zu erfüllen.“
(anlässlich der Verleihung der „Otto-Hahn-Friedensmedaille der Deutschen Gesellschaft der Vereinten Nationen“, Berlin, 17. Dezember 1991)

Eberhard Diepgen (Berliner Bürgermeister 1984-89; 1991-2001)

„Was hat das unerbittliche Streben nach Gerechtigkeit, nach gerechter Abrechnung mit einzelnen Schuldigen und mit geschichtlicher Schuld einer Gesellschaft, mit Frieden zu tun? Entsteht nicht Rechtsfrieden häufig erst durch den Schlussstrich der Verjährung?
Simon Wiesenthal sagt: Nein, und wir Deutschen haben lernen müssen, dass Jahre und Jahrzehnte der Verdrängung, des Vergessenwollens keinen Frieden der Gesellschaft mit sich selbst, mit ihrer Geschichte bringen konnten. Wir haben die Wahrheit des Wortes erfahren: Erinnerung, gerade auch schmerzliche Erinnerung, ist die erste Stufe der Versöhnung. Der Versöhnung nicht nur zwischen den Angehörigen und Mitbürgern der Täter auf der einen Seite und den Opfern und ihren Angehörigen auf der anderen, sondern auch der Versöhnung eines Volkes mit sich selbst.“
(Ansprache bei der Verleihung der Otto-Hahn-Friedensmedaille der Deutschen Gesellschaft der Vereinten Nationen, Berlin, 17. Dezember 1991) 

Maria Sporrer (Wissenschaftsjournalistin) und Herbert Steiner (Historiker)

„Wird einem Angeklagten seine Mitschuld an den Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes zweifelsfrei nachgewiesen, dann soll er in einem ordentlichen Gerichtsverfahren zur Verantwortung gezogen werden. Diesem Ziel sind Simon Wiesenthals unermüdliche Bemühungen gewidmet, womit seine persönlichen Initiativen aber keineswegs erschöpft sind. An dieser Stelle sei auf die überwältigende Fülle und Vielschichtigkeit von Wiesenthals Tätigkeit verwiesen. Verletzungen von Menschenrechten und demokratischer Ordnung, wo immer sie stattfinden, nimmt Wiesenthal als Herausforderung zu mutigen Interventionen an. Ob Völkermord an den Kurden, ob Atomwaffengefahr im Nahen Osten, ob Rassendiskriminierungen in den USA, in Südafrika und anderen Teilen der Welt, ob es die gefährdete jüdische Identität in der ehemaligen Sowjetunion war oder die neuen Gefahren für Juden angesichts der extremen nationalistischen Auseinandersetzungen in den postkommunistischen Staaten, ob Antisemitismus vor Ort oder anderswo: Simon Wiesenthal publiziert, organisiert Komitees, interveniert mit Aufrufen, Briefen und Resolutionen bei den verantwortlichen Politikern und versucht, Unrecht aufzuzeigen und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.“
(im Vorwort der Herausgeber in: Simon Wiesenthal. Ein unbequemer Zeitgenosse, Wien 1992, 9.) 

Prinz Bernhard der Niederlande

„(…) Sie haben den Sinn des Lebens wiedergefunden durch das Streben, die Gerechtigkeit wiederherzustellen, indem Sie diejenigen, die Millionen Juden und andere Opfer in den Ghettos und Konzentrationslagern ermordet, gemartert und gedemütigt haben, zur Verantwortung rufen. Unterstützt durch ein phänomenales Gedächtnis und eine starke Arbeitskraft, dabei jedoch erfüllt von einer bewundernswerten Distanz und einer schlichten Ergebung, ohne jede Hassgefühle, haben Sie erreicht, dass die Verjährungsfrist für Kriegsverbrechen in Österreich und Deutschland aufgehoben wurde. (…)
Während Ihrer Forschungen haben Sie, Herr Wiesenthal, mehrfach darauf hingewiesen, dass die pflichtgetreuen Menschen die den Holocaust ausgeführt haben, grossenteils normale Menschen waren, keinesfalls pathologisch oder abnormal veranlagt. Sie brachten einen rationellen Plan des „social-engineering“ und „social-gardening“ zur Ausführung, innerhalb dessen ihre bürokratisch-technische, in ihren Augen sogar kreative Aktivität keinen intrinsischen moralischen Wert hatte, sondern die Folge eines routinierten wirtschaftlichen und sozialen Geschehens war. (…)
Sie, Herr Wiesenthal, haben auch erfahren, dass es trotz allem zum Glück immer einzelne Menschen gibt, die einen unabhängigen Standpunkt vertreten und sich anständig verhalten. Deshalb haben Sie zwei Deutsche, die mit sauberen Händen aus dem Krieg gekommen sind, zur Hochzeit Ihrer Tochter eingeladen. Dies, meine Damen und Herren, bewahrt unser Vertrauen in das Gute im Menschen, wie Anne Frank in ihrem Tagebuch schrieb; dies auch gibt uns Hoffnung, es ist wie ein Licht in der Finsternis, das uns bewusst macht, dass die endgültige moralische Entscheidung bei jedem einzelnen Menschen liegt. Diesen Gedanken an kommende Generationen weiterzugeben ist unsere Aufgabe.“
(Laudatio bei der Verleihung des Erasmus-Sonderpreises an Simon Wiesenthal im Soestdijk Palast, Niederlande, 17. September 1992)

Chaim Herzog (israelischer Staatspräsident 1983-1993)

„Durch die Aufnahme von Simon Wiesenthal auf die Liste der ehrwürdigen Empfänger dieses hervorragenden Preises wurde nicht nur die Bedeutung seines lebenslangen Eintretens für Recht und Gesetz anerkannt, sondern auch die Bedeutung dieser Werte in Europa und weltweit hervorgehoben. Die gegenwärtigen Ereignisse in Jugoslawien beweisen erneut die Gräuel von Verfolgung und Bigotterie; ich bedauere es, auch das aktuelle Wuchern antisemitischer Strömungen erwähnen zu müssen, die, erstaunlich genug, selbst in Ländern angewachsen sind, in welchen keine Juden leben. Vor diesem Hintergrund erhält die Entscheidung, den diesjährigen Erasmus-Preis Simon Wiesenthal zu verleihen, eine besondere Bedeutung, und so gratuliere ich der Erasmus-Stiftung zu seiner Wahl.“
(Rede des israelischen Staatspräsidenten anlässlich der Verleihung des Erasmus-Preises an Simon Wiesenthal, 1992) 

Hella Pick (Biographin Wiesenthals)

„(…) obwohl er nun glaubt, dass er mehr hätte bewirken können, wenn ihm mehr Geld zur Verfügung gestanden hätte, war er niemals der Erbauer eines Reiches in dem Sinne, dass er versuchte, die Kontrolle über eine Armee von Helfern zu erhalten. Und er war auch nicht darauf erpicht, Autorität zu delegieren oder zu teilen. Das ging seinem Charakter zutiefst gegen den Strich. Er weiß, dass er am besten ist, wenn er auf sich allein gestellt arbeitet und seine eigenen Entscheidungen trifft, ohne Rücksicht auf Berater und Mitarbeiter nehmen zu müssen. Er war niemals für kollegiale Zusammenarbeit geeignet. In den sechziger Jahren gefiel ihm wohl auch sein Image als Don Quixote, das er genoß und kultivierte. Einer größeren Operation hätten seine besonderen Talente nicht viel nutzen können. Er behält so viele Informationen im Gedächtnis, dass es ihm immer leichter erschien, selbst alle Nachforschungen zu unternehmen. Und, wie es oft bei Persönlichkeiten der Fall ist, die größer als ihr lebendiges Abbild zu sein scheinen, haben die meisten Menschen darauf bestanden, mit ihm persönlich Kontakt zu haben, nicht mit einem Assistenten.
Bei meinen Begegnungen mit den Menschen, die Wiesenthal aus der Nähe und aus der Ferne kennen, kristallisierte sich ein gemeinsamer Nenner heraus: die Tatsache, dass er regelmäßig heftige Reaktionen hervorruft. Das ist verständlich – er ist eine mächtige Persönlichkeit, die in einer zutiefst verstörenden Sphäre der menschlichen Erfahrung und des menschlichen Leids operiert. Doch ihn zu dämonisieren oder zu trivialisieren, verrät nur den mangelnden Willen, ihn zu verstehen oder seine Bedeutung zu bewerten. Einige von Wiesenthals glühendsten Verehrern haben genauso unrecht, wenn sie übertreiben und ihn als einen James Bond unter den Nazi-Jägern bezeichnen.“
(in: Simon Wiesenthal. Eine Biographie, Hamburg 1997, 258f.)

Brenda Gourley (Vize-Rektorin der Universität Natal, Südafrika)

„Simon Wiesenthal is worth honouring today because he insists that the young and the not so young of this world can only be equal partners in it if we know about – and take on as our common cause – the struggle against arbitrary power, of memory against forgetting.“
(anlässlich der Verleihung eines Ehrendoktorats der Rechtswissenschaften, 8. April 2000) 

Daniel Bellemare (Vizepräsident der „International Association of Prosecutors“)

„As prosecutors, we can easily relate to the evidence gathering process. We can also understand the difficulty of the task, and we can only but admire the extent of your remarkable achievements. (…) Prosecutors need good investigators and good investigators never let the pursuit of the criminal interfere with the gathering of evidence and the resulting search for justice. As you once put it, “(…) discovering witnesses is just as important as catching criminals (…)”
(anlässslich der Verleihung der höchsten Ehrung seiner Organisation, dem „Medal of Honour“, Wien, 17. April 2002)